Schnorcheln

Schnorcheln mit Kindern

Schnorcheln mit Kindern

Was die Großen können, wollen die Kleinen erst recht. Das Schnorcheln eröffnet gerade für Kinder aufgrund der Bewegung im dreidimensionalen Raum vielfältige Bewegungserfahrungen. Doch wer Kinder einmal dabei beobachtet hat, wie sie beispielsweise bei einem Strand- oder Badeausflug mit dem Element Wasser umgehen, kann sicherlich erahnen, dass das Schnorcheln mit Kindern nicht ganz problemlos ist. Einmal im Wasser sind schnell Zeit und Umgebung vergessen, und erst nach etlichen Aufforderungen und Ermahnungen der Eltern kommen sie oft halb erfroren aus dem Wasser heraus. Nach einer kurzen Pause an Land warten sie dann schon wieder ungeduldig auf den nächsten Sprung ins kühle Nass.

Nicht nur aufgrund der kindlichen Verhaltensweise des Alles-Austesten-Wollens und des Mangels an Erfahrung, sondern auch vor dem Hintergrund des sich noch entwickelnden Körpers, müssen beim Schnorcheln mit Kindern verschiedenste Problembereiche angesprochen und beachtet werden:

Altersgrenze

Starre Altersgrenzen sind bei Kindern leider nur schwer festzulegen, da sowohl unterschiedliche Lernvoraussetzungen als auch unterschiedliche körperliche und intellektuelle Entwicklungsstadien bei Heranwachsenden gleicher Altersstufe vorhanden sind.

Körperliche Voraussetzungen

Besonderes Augenmerk muss beim Aufenthalt im Wasser vor allem auf die physiologischen (körperlichen) Voraussetzungen gelegt werden. Kinder kühlen beispielsweise im Wasser sehr viel schneller aus als Erwachsene, und dies selbst in tropisch warmen Gewässern und mit Neoprenanzug. Zu erkennen ist dies an physiologischen Abwehrreaktionen wie z. B. Kältezittern, Gänsehaut, blass-bläuliche Hautverfärbung etc. Dies liegt u. a. daran, dass sie im Verhältnis zu ihrer Körpermasse eine viel größere Körperoberfläche haben, und somit im Vergleich zu Erwachsenen eine erheblich größere Wärmeaustauschfläche besitzen. Abgesehen davon haben Kinder auch ein geringeres, und damit weniger gut isolierendes Unterhautfettgewebe, sowie einen höheren, periphereren Blutfluss. Kinder können auch aufgrund ihres kleineren Lungenvolumens keinen so großen Pressdruck mit ihren Lungen aufbauen, um beispielsweise den Schnorchel optimal auszublasen. Außerdem sind ihre Bewegungen im Wasser eher kraftraubend als energiesparend, wodurch sie eher ermüden.

Heranführen

Kinder sollten auf spielerische Art und Weise und ohne großen Erwartungsdruck an das Element Wasser herangeführt werden. Um einen möglichst großen Lernerfolg zu erzielen, müssen Theorie und Praxis kindgerecht aufgebaut und gestaltet werden.

Da Kinder sich sich nur schwer über einen längeren Zeitraum konzentrieren können, sollten theoretische Ausführungen möglichst kurz gehalten werden. Vermittelt werden sollte unbedingt das richtige Verhalten im und unter Wasser, und es sollte auch nicht vergessen werden die Heranwachsenden auf ihre Verantwortung zum Schutz der Unterwasserwelt hinzuweisen. Kinder haben Fantasie und lernen am besten in Bildern. Daher ist häufig gerade die Geschichte, die sich um etwas herumrankt, von immenser Bedeutung für den Erfolg. Den Schnorchel ausblasen wie ein Wal, mit den Flossen schwimmen wie ein Delphin, die Arme ausbreiten wie ein Adler, die Luft anhalten wie ein Gewichtheber... all das regt die Fantasie der Kinder an und erleichtert ihnen so das Lernen.

Durch praktische Übungen sollten Kinder zunehmend an Sicherheit im Wasser gewinnen und möglichst auch eventuell vorhandene Ängste verlieren. Elementare Fertigkeiten sind u. a. der richtige Umgang mit der Ausrüstung, kraftsparend mit den Flossen schwimmen, den Schnorchel und die Maske ausblasen, richtig auf- und abtauchen, und beim Abtauchen das Druckgefühl in den Ohren vermeiden, indem man einen Druckausgleich macht. Doch aufgepasst, Kindern fehlt häufig das Gefühl und die Erfahrung für einen erfolgreichen Druckausgleich im Mittelohr. Hier ist deshalb besondere Vorsicht geboten damit kein Barotrauma entsteht. Wichtig ist auch die richtige Atemtechnik zu erlernen, damit nicht zu viel Wasser geschluckt wird, und so wahrscheinlich schnell die Lust am Schnorcheln verloren geht.

Neben Theorie und Praxis ist aber noch mehr zu beachten. Die Wahl des Schnorchel-Platzes und die Umgebungsbedingungen sollten möglichst sicher und einfach sein. Außerdem sollte mit den Kindern die Tiere der Unterwasserwelt und ihr Verhalten besprochen werden.

Schnorchel-Ausrüstung für Kinder

Die Ausrüstung muss speziell für Kinder zusammengestellt werden und daher solltest Du generell Deinen Nachwuchs mit auf die Einkaufstour nehmen, denn wer sonst soll und kann die neue Schnorchel-Ausrüstung richtig anprobieren?! Die Passgenauigkeit ist das wichtigste Auswahlkriterium, doch auch eine eher auffälligerere Farbgestaltung der einzelnen Ausrüstungsteile ist gerade aus Sicherheitsgründen wichtig (besser Sichtbarkeit). Die einfache Handhabung und der richtige Umgang mit der Schnorchel-Ausrüstung sind Grundvoraussetzungen für einen erlebnisreichen und vor allem sicheren Schnorchel-Ausflug.

Maske

Kinder haben eine schmale Kopfform, weswegen Masken für sie deutlich kleiner sein müssen. Besonders das Maskenband verrutscht häufig am Hinterkopf nach oben oder unten, sodass die Maske undicht wird. Eine mögliche Lösung dieses Problems bietet beispielsweise eine breite Neoprenlasche, die über das Maskenband gezogen werden kann. Im Fachhandel wird inzwischen eine große Produktpalette von verschiedenen Maskentypen für Kinder angeboten.

Schnorchel

Kinder-Schnorchel müssen nicht nur kürzer als Erwachsenen-Schnorchel sein, sondern auch der Durchmesser sollte deutlich geringer sein. Sie haben damit ein kleines Innenvolumen, da Kinder keinen so großen Pressdruck mit ihren Lungen aufbauen können. Die DIN-Norm 7878 schreibt für Kinder-Schnorchel vor: maximale Länge 30 cm (zwischen Mundstück und Lufteintritt), Innendurchmesser von 15 bis 18 mm. Kinder-Schnorchel sollten eher gerade geformt sein und nicht gebogen. Selbstverständlich sollte das Mundstück auch passen und bequem sein.

Flossen

Die ersten Flossen sollten am besten mit geschlossenem Fußfach (auch Hallenbad-, oder Schwimmbad-, oder Schnorchel-Flosse genannt) sein, da diese Fersen und Gelenke schonen. Der Kinderfuß sollte möglichst scheuerfrei in der Flosse Halt finden. Das Fußfach sollte daher aus einem weichen, anschmiegsamen Kautschukmaterial bestehen, was günstige Billigware leider oft nicht bieten kann.

Flossen mit offenem Fußfach (auch Fersen-, oder Geräteflossen genannt) sollten nur dann genutzt werden, wenn der Fuß beispielsweise im Freigewässer vor Kälte geschützt werden soll. Es gibt leider kaum Geräteflossen speziell für Kinder, weswegen bei Bedarf auf die kleinste Erwachsenengröße zurückgegriffen werden muss.

Füßlinge gehören zu Flossen mit offenem Fußfach und können daher auch für die Schnorchel-Ausrüstung für Kinder wichtig sein. Füßlinge immer zusammen mit den Geräteflossen anprobieren, da sie als eine Einheit zusammen arbeiten. Wer gern von Land bzw. vom Strand aus schnorchelt, wird gern auf Füßlinge zurückgreifen, da sie beim Laufen gut gegen heißen Sand, spitze und scharfkantige Steine, Felsen oder Muscheln schützen.

Tauchanzug

Beim Nachwuchs ist die Qualität und Passform des Tauchanzuges sehr entscheidend. Zu dick sollte das Material nicht sein, da gerade bei Kindertauchanzügen jeder Millimeter mehr, die Bewegungsfreiheit noch viel stärker einschränkt, im Vergleich zu Tauchanzügen für Erwachsene. Grundsätzlich sollte das Neoprenmaterial sehr weich und möglichst dehnfähig sein, und maximal 5 mm stark. Bewährt haben sich warme Zweiteiler mit Glattneopren an allen Abschlüssen. Dies reduziert die Wasserzirkulation und verhindert dadurch eine zu schnelle Auskühlung. Aber auch Neoprenoveralls mit langen Armen und Beinen eignen sich gut. Für wärmere Gewässer eignen sich Shortys mit halben Armen und Beinen, die es in der kleinsten Kindergröße XXS gibt, und die aus dünnem Neoprenmaterial bestehen. Reißverschlüsse sollten von Kindern gut bedienbare und robust sein, und den Kindern das selbstständige An- und Ausziehen ermöglichen.

Schnorchel-Weste

Schnorchel-Westen für Kinder müssen den Körperproportionen optimal angepasst, und für Kinderhände leicht zu bedienen sein. Es ist darauf zu achten, dass die Bauchgurte und die Schulterbänderung verstellbar sind, denn mit ihrer Hilfe kann unter anderem ein ungenauer Sitz korrigiert werden. Außerdem ermöglichen sie es, die Schnorchel-Weste etwas auf Zuwachs zu kaufen, wodurch sie über einen längeren Zeitraum verwendet werden kann. Selbstverständlich muss auch bei kleinen Schnorchel-Westen der Auftrieb stimmen. Für Kleinstkinder haben sich auch Schwimmflügel bewährt.

Mehr zu diesem Thema findest Du in:

Richtig Schnorcheln

Dieses Buch ist die moderne und aktualisierte Version des früheren Bestsellers Schnorcheln von A-Z.

Autor:
Frank Thiele
Verlag:
Paul Pietsch Verlage, Stuttgart 2014
ISBN:
9-783-613-507-876
Preis:
19,95 Euro
Frank Thiele - Official website
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