Medizin

Behalte im und unter Wasser den Durchblick!

Behalte im und unter Wasser den Durchblick!

Damit Du überhaupt die faszinierende Welt unter Wasser betrachten kannst, verwendest Du eine Maske. Mit ihr siehst Du nun zwar alles deutlicher, doch mit einer Täuschung hin zu viel größer und viel näher. Und welche Auswirkungen hat dies auf Deine Nah- und Fernsicht? Grundsätzlich kann man sagen, solltest Du bereits an Land auf eine Sehhilfe angewiesen sein, dann wirst Du auch im und unter Wasser eine brauchen.

Warum benötigst Du überhaupt eine Sehhilfe im und unter Wasser?

Es klingt vielleicht etwas banal, aber wir schnorcheln / tauchen um etwas zu sehen, um uns an der faszinierenden Welt unter Wasser zu erfreuen, etwas Neues zu entdecken. Schnorcheln und Tauchen gehören beide zu den Erlebnissportarten. Doch Sicherheit per Definition gibt es nicht, d. h. auch wenn Du keinerlei Fehler machst, bleibt immer ein Restrisiko. Um dieses Restrisiko so minimal wie möglich zu halten, erfordert jede Ausübung des Schnorchelns / Tauchens, neben vielen anderen Aspekten (wie z. B. spezielle Ausrüstung, theoretisches Wissen etc.), vor allem auch spezifische gesundheitliche Voraussetzungen. Du gehst daher, sowohl bei Kurzsichtigkeit (Myopie), als auch bei Weitsichtigkeit (Hyperopie), ohne entsprechende Korrektur der jeweiligen Fehlsichtigkeit, immer ein nicht zu unterschätzendes Risoko ein. Warum? Nun, über Wasser musst Du beispielsweise Deinen Ausstiegspunkt am Ufer einfach und schnell lokalisieren können, oder auch das Boot wiederfinden (Weitsicht), und unter Wasser Instrumente wie Kompass, Uhr, oder bei TaucherInnen das Finimeter oder den Tauchcomputer exakt ablesen können (Nahsicht). Daher muss immer eine gute Sehfähigkeit für die Ferne als auch für die Nähe gegeben sein, damit Du dich nicht unbewusst in brenzlige Situationen begibst. Gutes Sehen dient also schlussendlich Deiner Sicherheit. Für TaucherInnen wird übrigens in den aktuellen Empfehlungen zur Tauchtauglichkeit eine ausreichende Sehfähigkeit für Nah- und Fernsicht bereits gefordert.

Worauf musst Du bei einer Sehhilfe achten?

Jeder Mensch ist anders und hat eine individuelle Fehlsichtigkeit. Die falsche Wahl der Sehhilfe kann beim Schnorcheln / Tauchen zu Doppelbildern, Schwindelanfällen, Übelkeit, bis hin zum Schielen führen (wenn sich beispielsweise der ideale Schärfepunkt verschiebt). Bei Kurzsichtigkeit brauchst Du in der Regel nicht voll auszugleichen, da unter Wasser alles bereits näher und größer erscheint. Es reicht oft eine halbe Dioptrie weniger, da die Sicht sonst unnatürlich scharf ist, und Deine Augen so schneller ermüden.

Welche Möglichkeiten zur Korrektur Deiner Fehlsichtigkeit stehen Dir zur Verfügung?

Welche Lösung für Dich die beste ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Einmal ist wichtig, welches Maskenmodel Du benutzt (z. B. Einglasmaske, Zweiglasmaske, Rund-Maske etc.), da nicht jede Korrekturmöglickeit zu allen Maskenmodellen passt. Außerdem musst Du bedenken, wie es um Deine Verträglichkeit (z. B. Kontaklinsen) steht. Und selbstverständlich ist auch wichtig, dass Du vorab immer erst Deinen Augenarzt um Rat fragst. Grundsätzlich stehen Dir folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

Optische Gläser direkt vom Hersteller

Hierbei handel es sich um optische Standard-Gläser vom jeweiligen Maskenproduzenten, die einfach gegen die Normal-Gläser ausgetauscht werden. Je nach Hersteller gibt es sie in 0,25 bis 0,5er Diopriestufen.

Vorteil:
einfacher Einbau, kostengünstig (im Vergleich zu anderen Möglichkeiten)
Nachteil:
nur für Zweiglasmasken erhältlich, und auch hier nur für bestimmte Maskenmodelle (modelgebundene Gläserformen), individuelle Augenmerkmale (wie beispielsweise Augenabstand und Einschleifhöhe, wichtig für die Zentrierung der Gläser) können nicht berücksichtigt werden, nicht alle Dioptrien-Stärken sind bei jedem Hersteller erhältlich.

Nahsichtlinsen

Wenn Du weitsichtig oder alterssichtig bist, dann ist das Auswechseln kompletter Gläser nicht anzuraten, weil dies die Fernsicht beeinträchtigt. Eine bessere Lösung sind in diesem Fall Nahsichtlinsen. Dies sind kleine, halbkreisförmige Leselinsen (ca. 30mm breit, 18mm hoch) aus weichem Kunststoff. Sie halten ohne Klebstoff, werden nur mit Wasser in die Maske auf das Normal-Glas aufgesetzt und festgedrückt (Molekularhaftung). Nahlinsen sind in Schritten von 0,50 in den Stärken +1,25 und 1,5 Dioptrien bis +3,0 erhältlich.

Vorteil:
einfacher Einbau, jederzeit leicht entfernbar da sie ohne Kleber halten, kostengünstig (im Vergleich zu anderen Möglichkeiten)
Nachteil:
individuelle Augenmerkmale (wie Augenabstand und Einschleifhöhe, wichtig für die Zentrierung der Gläser) können nicht berücksichtigt werden, nicht alle Dioptrien-Stärken sind erhältlich.

Optische Gläser vom Optiker

Bei sehr ausgefallenen Fehlsichtigkeiten lohnt es sich Gläser vom Optiker extra schleifen und einpassen zu lassen. Es können auf die eigenen Bedürfnisse exakt abgestimmte Gläser gefertigt werden.

Vorteil:
individuelle Augenmerkmale (wie beispielsweise Achs- und Zylinderwerte) können berücksichtigt werden, von Einstärken- bis Dreistärkengläser (fast wie Gleichtsichgläser) ist alles möglich
Nachteil:
teuer im Vergleich zu anderen Möglichkeiten

Kontaklinsen

Das Tragen von Kontaktlinsen ist eine weitere Alternative. Einen Wassereinbruch in Deine Maske solltest Du dabei jedoch möglichst vermeiden, denn dadurch kann es zum Verlust der Linsen kommen. Ein schnelles Schließen Deiner Augenlider, bis auf einen schmalen Sehspalt, kann Dir in solch einer Situation helfen die Linsen zurückzuhalten. Das Problem mit der regelmäßigen Reinigung und Desinfizierung der Kontaktlinsen (um Entzündungen der Augen zu vermeiden) kannst Du lösen, indem Du einfach Ein-Tages-Linsen verwendest. TaucherInnen können während des Auftauchens eine kurze Zeit nur verschwommen sehen, da sich Stickstoffbläschen zwischen Hornhaut und Linse vorübergehend festsetzen. Dies kann durch langsames Auftauchen und häufigen Lidschlag vermieden werden. Bei harten Kontaktlinsen tritt dieses Phänomen deutlich häufiger auf im Vergleich zu weichen Linsen.

Vorteil:
Maskenmodel ist egal, auch Leihausrüstung ist möglich sowie ältere Maskenmodelle, kostengünstig (im Vergleich zu anderen Möglichkeiten)
Nachteil:
Augenreizungen sind möglich (Verträglichkeit), bei Wassereinbruch in die Maske Verrutschen oder Verlust der Linsen, bei Verrutschen Schmerzen möglich, Problem mit der Hygiene (Entzündugen der Augen)

Augen OP

Chirurgische Eingriffe und Laserbehandlungen (PRK – photorefraktive Keratektomie, LASIK – Laserinsitu Keratomileusis etc.) korrigieren Sehfehler und machen optische Gläser bzw. Kontaktlinsen überflüssig. Auch Erkrankungen oder Altersveränderungen des Auges (z. B. Grauer Star*, Netzhautveränderungen und -ablösungen etc.) können so gelöst werden.

Vorteil:
nach erfolreicher OP sind keine Sehhilfen mehr notwendig
Nachteil:
bis zur Stabilisierung der Sehschärfe können bis zu 9 Monate vergehen, im Laufe des Heilungsprozesses kann ein Teil der Fehlsichtigkeit wieder auftreten (was einen weiteren Eingriff erfordert, oder eine Sehhilfe notwendig macht)

* Grauer Star (Katarakt)

TaucherInnen sollten wissen, dass tauchen mit normaler Druckluft innerhalb der für das Sporttauchen üblichen Grenzen, wahrscheinlich zu keiner Verschlimmerung der Eintrübung führt. Anders sieht es jedoch mit Sauerstoff angereicherten Gasgemischen (Nitrox) aus. Hier ist bekannt, dass der erhöhte Sauerstoffteildruck zu einer Verstärkung der Linsentrübung führen kann.

Mehr zu diesem Thema findest Du in:

Richtig Schnorcheln

Dieses Buch ist die moderne und aktualisierte Version des früheren Bestsellers Schnorcheln von A-Z.

Autor:
Frank Thiele
Verlag:
Paul Pietsch Verlage, Stuttgart 2014
ISBN:
9-783-613-507-876
Preis:
19,95 Euro
Frank Thiele - Official website
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